Banater Berglanddeutsche

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Die Banater Berglanddeutschen sind eine ethnische Minderheit im westlichen Rumänien. Ihr Ursprung geht auf deutschsprachige Siedler zurück, die sich Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts im Banat niederließen, das zu dieser Zeit dem Staat Österreich-Ungarn angehörte. Diese Siedler stammten vornehmlich aus dem steirischen und oberösterreichischen Salzkammergut, später kamen Siedler aus Tirol, Zipser aus Oberungarn und Deutschsprachige aus Böhmen dazu, sowie Auswanderer aus dem Bayerischen Wald. Diesen Gruppen gemeinsam war, dass sie bairische Dialekte sprachen, die sich von den moselfränkisch und rheinfränkisch geprägten Dialekten der Banater Schwaben unterschieden. Deswegen hat sich zur Unterscheidung der Begriff Berglanddeutsche eingebürgert.

Geschichte

Das Banater Bergland liegt im Südwesten des rumänischen Banats, im Grenzgebiet zu Serbien und bedeckt eine Fläche von der Größe Nordtirols, im Südwesten Rumäniens. Der größte Teil befindet sich im Kreis Caraș-Severin und nur wenige Ortschaften in den Kreisen Timiș, Hunedoara, Gorj und Mehedinți.

Das Bergland war und ist reich an Edelmetallen, Kupfer- und Eisenerzen, sodass nach dem Frieden von Passarowitz (1718) die angehende Habsburgermonarchie, die Errichtung eines ausgedehnten Bergbauwesens im Banater Bergland beschloss. Die deutschen Kolonisten sollten mit ihren Fachkenntnissen in Ackerbau, Handwerk und Bergbau im Banat die Wirtschaft wieder aufbauen und so zu einer Erhöhung der Staatseinnahmen durch Steuern beitragen. Das Banat wurde 1716 zu einer Kaiserlichen Provinz ernannt, die von Ungarn und Siebenbürgen getrennt wurde und unmittelbar dem Wiener Hof, dem Hofkriegsrat und der Hofkammer unterstand.

Ebenso bestand die Notwendigkeit, die Grenze zum Osmanischen Reich zu sichern. Die ersten deutschen Ansiedler kamen noch bevor die Türken endgültig aus dem Banat vertrieben wurden. Es waren 13 Tiroler Bergknappen, welche im Frühling des Jahres 1703 in Orawitz eintrafen. Ihnen folgten Einwanderer aus der Zips, Niederösterreich, Tirol, Steiermark, Oberösterreich und Ungarn, aber auch aus Bayern, Württemberg, Baden und Böhmen. Das Land wurde urbar gemacht und es entstanden zahlreiche Dörfer; jedoch ein neuer österreichisch-türkischer Krieg (1737–1739) verwüstete das Land erneut.

Um der ständigen Einfälle der Türken Herr zu werden, wurde das südliche und südöstliche Banat als ein breiter Streifen von der Theiß über Pantschowa, Weißkirchen, Orschowa und Karansebesch vom übrigen Banat abgetrennt und zur militärischen Schutzzone gegen die Türken erklärt. Das übrige Banat erhielt eine Zivilverwaltung und wurde durch Grenzen von der Banater Militärgrenze getrennt. Unter diesem Schutz konnte sich das Land wirtschaftlich wieder erholen.

Um die Weiterentwicklung des Bergbauwesens zu sichern, wurden Fachleute aus den Alpenländern, hauptsächlich aus der Steiermark und Oberösterreich umgesiedelt. Orawitz wurde Verwaltungszentrum des gesamten Berglandes und 1771 fand die Inbetriebnahme der Hochöfen und des Eisenwerks Reschitz statt. Als 1790 die Steinkohlelager um Steierdorf entdeckt wurden, musste wieder eine größere Anzahl von Bergleuten für den Ausbau des Kohlebergbaus angeworben werden. Zunächst kamen Einwanderer aus Oberösterreich gefolgt von Böhmen, Mähren und Slowaken. 

Die zahlreichen Bergorte von Rußberg über Reschitz bis Bokschan, von Karansebesch über die Militärgrenze bis zum Donauhafen Orschowa, mit zahlreich verschiedenster Bergbauarten, Schmelzen, Werksanlagen und Wasserbauten, formten und prägten das Banater Bergland derart, dass die deutschen Fachleute zum sozialen Ordnungsfaktor und Wirtschaftsträger der Region geworden waren. Die Banater Berglanddeutschen gestalteten bis zur Zerschlagung der Doppelmonarchie einen eigenständigen alpenländischen Lebensraum und errichteten einen wichtigen Standort in der Schwerindustrie Südosteuropas. Nach dem Zerfall der K.u.K. Monarchie, fiel das Banater Bergland an das Königreich Rumänien.

Anders als in der Banater Ebene war die Bevölkerungsdichte im Banater Bergland nach den Türkenkriegen und der Eroberung des Banats durch Prinz Eugen von Savoyen zufriedenstellend, weswegen hier die großangelegte „Impopulation“ ausblieb. Im Banater Bergland gab es bis in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwei Gebiete zu erhalten, das Montanbanat mit den Bergwerks Revieren und die Banater Militärgrenze. In die Bergorte, anfangs nur Orawitza und Bokschan, später Lunkan, Saska, Moldowa, Russberg, Reschitza, kamen ab 1722 zunächst nur die zur Wiederaufnahme, Erweiterung, Aufbau neuer Hütten und Bergwerke notwendigen Fachkräfte, danach im verstärkten Maße größere Gruppen von Facharbeitern. Zuwanderungswellen von Berg-, Hütten-, Forst- und Bauarbeitern aus anderen Teilen der Habsburgermonarchie wurden in diesem Raum bis ungefähr 1870 registriert. Innerhalb der Militärgrenze ist eine einzige Aktion zu vermerken, jene zur Ansiedlung von deutschböhmischen und tschechischen Grenzbauern (1827–1828) in den Wäldern des Semenic- und Almăj-Gebirges.

Im Jahr 1943 konnte die deutsche Wehrmacht auf Grund eines Abkommens mit der rumänischen Regierung rumänische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit anwerben. Die meisten „Freiwilligen“ wurden in die Waffen-SS eingegliedert und jene, die den Krieg überlebten, mussten nach dem Krieg die Konsequenzen tragen.

Im Januar 1945 wurden die Deutschen in Rumänien, im Alter zwischen 17 und 45 Jahren, zur so genannten Aufbauarbeit in die Sowjetunion verschleppt (Don- und Donezbecken, Ural und Sibirien). Viele sind umgekommen. 1951 wurde aus dem Grenzstreifen zu Serbien der größte Teil der Dorfbevölkerung in die Bărăgan-Steppe verschleppt. Im Kreis Caraș-Severin war der Anteil der Deutschen in diesen Verschleppungszügen geringer als in der Banater Ebene, da es außer Bresondorf, Moritzfeld und Königsgnad (heute Tirol) keine deutschen Dörfer im Grenzstreifen gab. Aus dem Banater Bergland wurden etwa 10.000 Deutsche zwangsdeportiert. In den folgenden Jahren begann die Abwanderung der Deutschen, hauptsächlich der politisch verfolgten, nach Deutschland und Österreich, anfangs durch Flucht, Familienzusammenführung, danach, insbesondere nach der Wende 1989, durch Massenabwanderung. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten die Banater Berglanddeutsche, trotz des kommunistischen Regimes, ihre kulturelle Tätigkeit in ihrer Muttersprache fortsetzen im Bereich Publizistik, Schulwesen, Theaterwesen und in anderen Bereichen.

Siedlungsgebiet

Siehe interaktive Karte

Städte/Siedlungen

  • Reschnitz
  • Karansebesch
  • Anina
  • Steirerdorf
  • Orawitz
  • Tschiklowa
  • Sekul
  • Lindenfeld
  • Eisenstein
  • Dognatschka
  • Deutsch-Bokschan
  • Königsgnad/Tirol

Weitere Informationen

Heimatverbund der Banater Berglanddeutschen

Links/Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Banater_Berglanddeutsche
http://www.banater-berglanddeutsche.de/