Siebenbürger Sachsen

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Seit 1150

Die Siebenbürger Sachsen sind eine deutschsprachige Minderheit im heutigen Rumänien, die die Reliktmundart Siebenbürgisch-Sächsisch sprechen. Sie sind seit dem 12. Jahrhundert in dem Landesteil Siebenbürgen ansässig und sind damit die älteste noch existierende deutsche Siedlergruppe in Osteuropa. Ihr Siedlungsgebiet liegt außerhalb des zusammenhängenden deutschen Sprachraums und hatte nie Anschluss an reichsdeutsches Territorium.

Siebenbürgen entwickelte sich ab dem 12. Jahrhundert als Teil des Königreichs Ungarn. Nach der Teilung Ungarns 1540 war es als Fürstentum Siebenbürgen unter der Oberhoheit des Osmanischen Reiches zumindest innenpolitisch weitgehend autonom. Im Großen Türkenkrieg besetzten die Habsburger das Fürstentum und gliederten es 1699 im Vertrag von Karlowitz der Habsburgermonarchie ein. Nach der Niederlage Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg proklamierte die Karlsburger Nationalversammlung am 1. Dezember 1918 die Vereinigung Siebenbürgens mit dem rumänischen Altreich. Die Siebenbürger Sachsen begrüßten in der Mediascher Anschlusserklärung im Februar 1919 den Anschluss an Rumänien. 1920 wurde die Eingliederung Siebenbürgens in den rumänischen Staat im Vertrag von Trianon festgeschrieben.

Während 1930 etwa 300.000 Siebenbürger Sachsen in Siebenbürgen lebten, waren es im Jahr 2007 nur noch knapp 15.000. Die große Mehrheit wanderte seit den 1970er Jahren und in einem großen Schub ab 1990 vor allem in die Bundesrepublik Deutschland aus, aber auch nach Österreich. Organisierte Gemeinschaften Siebenbürger Sachsen leben in nennenswerter Anzahl auch in Übersee in Kanada und den USA.

Geschichte

Ab 1147 kam wahrscheinlich eine nennenswerte Menge deutscher Siedler in die Region – diese waren jedoch nicht nachweislich die ersten dort. Geisa II., König von Ungarn, hatte Mitte des 12. Jahrhunderts seinen Einflussbereich über ganz Siebenbürgen bis an die Karpatenkämme ausgeweitet und ließ das zunächst noch sehr dünn besiedelte Gebiet von den deutschen Siedlern erschließen.

Damit sich die Siedlungen schnell entwickeln und entsprechenden Steuergewinn für den Staat erwirtschaften konnten, verlieh er den Siedlern, wie schon früher dem Hilfsvolk der Szekler, Sonderrechte. Darin wurden ihnen zunächst diverse Privilegien (Freitümer) zugesichert und gewisse Steuer- und Wirtschaftsvorteile gewährt. Kodifiziert wurden diese Rechte 1224 im Goldenen Freibrief (Andreanum) unter Andreas II. Neben der freien Nutzung von Gewässern und Wäldern sowie der Zollfreiheit für die deutschen Händler waren die Siedler außerdem weder dem Adel noch der Kirche untertänig und somit freie Bürger (im Sinne des damaligen Verständnisses von Aktivbürger, also männlich, steuerzahlend und erwachsen).

Die jungen Siedlungen entwickelten sich rasch. Die Bevölkerung stieg durch Zuzüge und Geburtenüberschüsse schnell an, wurde aber durch den Mongolensturm von 1241 erheblich dezimiert. Das Land wurde in seiner Entwicklung stark zurückgeworfen. In manchen Siedlungen hatten nur zwei bis drei Generationen gelebt, bevor sie durch die Attacken der mongolischen Reiter schon zu Wüstungen wurden. Jedoch erfolgte die Erholung relativ schnell, die Binnenbesiedlung gewann wieder an Schwung. Nach dem Landesaufbau im 12. und 13. Jahrhundert folgte eine lange Phase der Prosperität. Die erste Zeit großer kultureller und wirtschaftlicher Blüte der Siebenbürger Sachsen ist daher auch im 14. und 15. Jahrhundert anzusiedeln. Die Bevölkerung der Sieben Stühle und der anderen Distrikte des Königsbodens wuchs schnell und stetig. In den Bergwerken der Waldkarpaten und im Rodnaer Gebirge wurden Gold, Silber und Salz gefördert. Der Handel florierte, und die Wirtschaft konnte sich entfalten. Die Routen der sächsischen Händler reichten von Danzig an der Ostsee über Krakau, Wien, Belgrad bis Konstantinopel und zur Krim. Bis 1395 (erster Türkeneinfall) gab es keine größeren äußeren Bedrohungen, und der Aufschwung der deutschen Siedlungen führte nun auch zur Bildung echter urbaner Zentren. Hermannstadt, Kronstadt, Klausenburg, Bistritz, Schäßburg und Mühlbach wurden zu Städten, andere Orte wie Agnetheln, Broos, Birthälm, Marktschelken, Mediasch und Sächsisch-Regen zu Marktflecken. Das Handwerk war bereits breit gefächert. So sind in der ältesten noch überlieferte Zunftordnung der Sieben Stühle von 1376 schon 19 Zünfte und 25 Gewerbe vermerkt. Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts waren die Städte des Königsbodens (allen voran Kronstadt) so finanzkräftig geworden, dass sie dem ungarischen König Geld gegen die Verpfändung ganzer Orte liehen.

15.–17. Jahrhundert
Ungeachtet der Blüte im Inneren, erwuchs seit dem Ende des 14. Jahrhunderts nun erstmals wieder eine Gefahr von außen. Nachdem die Türken 1350 Anatolien erobert und 1396 bei Nikopolis das Heer der Kreuzfahrer besiegt hatten, richtete sich ihr Auge auf das Königreich Ungarn und seine wohlhabende Ostprovinz. Der Reichtum des mittelalterlichen Siebenbürgens und seine Nähe zum Osmanischen Reich machten es ab dem 15. Jahrhundert zum Ziel dutzender Türkeneinfälle mit Brandschatzungen, Menschenraub, Mord und Verwüstung ganzer Landstriche.

Um auf die wachsende Türkengefahr zu reagieren, schlossen sich 1437 Szekler, der ungarische Adel und die Sachsen zu einer Dreinationen-Union (Unio trium nationum) zusammen, um gemeinsam gegen die Türken vorzugehen. 1479 errang die Union einen großen Sieg auf dem Brodfeld bei Mühlbach im Unterwald (Siehe auch Schlacht auf dem Brodfeld).

Dennoch war die militärische Bedrohung allgegenwärtig. Die Plünderungszüge der osmanischen Reiterheere, die sich als Renner und Brenner betätigten, waren wie ständige Nadelstiche. Die übliche Vorgehensweise war: kleinere berittene Scharen ohne jeden Tross drangen über Gebirgspfade schnell ins Landesinnere ein, setzten die Dörfer in Brand, raubten Vieh und Menschen und verschwanden wieder auf kürzestem Wege. An den Grenzen wurden die Gefangenen gegen hohes Lösegeld angeboten. Wer nicht freigekauft wurde, kam in die Sklaverei. Gegen dieses Vorgehen bauten die Siebenbürger Sachsen die Kirchen in den Dörfern und Marktflecken zu Wehrbauten aus. Die Sakralbauten wurden mit Ringmauern und Wehrtürmen versehen und sollten so der Bevölkerung in Notsituationen Schutz und Zuflucht bieten. Teilweise wurden auch Wehranlagen von Adeligen gekauft und ausgebaut (so in Kelling). In einigen Orten entstanden auf günstig gelegenen Bergrücken auch große Bauernburgen (beispielsweise in Reps, Keisd, Michelsberg und Rosenau) oder strategisch geplante Passfestungen wie in Stolzenburg oder die Törzburg, welche die Kontrolle über wichtige Handels- bzw. Heeresstraßen sichern sollten. Die Städte wurden ebenfalls schwer befestigt und teilweise mit mehreren Verteidigungsringen versehen. Auf diese Weise entstand ein in Europa einmaliges Netz von befestigten Kirchenburgen und Städten.

Bei den großangelegten osmanischen Raubzügen allerdings waren auch diese Maßnahmen nur bedingt von Nutzen. Nur die großen Kirchenburgen und die Städte konnten einem richtigen Heer Widerstand leisten. So wurden regelmäßig zehntausende Gefangene (allein aus den Sieben Stühlen) weggeführt, d. h. in die Türkei verschleppt, was von der relativ kleinen Volksgruppe einen gewaltigen Blutzoll verlangte. Auf diese Weise wurden einige Ortschaften endgültig zu Wüstungen (bekannte Beispiele sind Underten und Fettendorf in Südsiebenbürgen), andere wurden auch, teilweise mehrfach, neu besiedelt. Die dafür nötigen Menschen waren teils sächsische Bewohner der Komitatsgüter (auch auf dem Boden ungarischer Adeliger befanden sich deutsche Siedlungen, die nicht das Recht des Goldenen Freibriefs besaßen), teils Szekler, die von Osten in den Repser Stuhl einrückten, oder Rumänen von außerhalb des Königsbodens. Die Verluste an Menschen waren im Brooser und Mühlbacher Stuhl besonders groß. Hier wurden in vielen Dörfern Sekundäransiedlungsrechte (eine Art Lizenz zur Ansiedlung in sächsischen Dörfern des Königsbodens) an Rumänen vergeben, da schlicht keine sächsische Bevölkerung mehr vorhanden war, um die Lücken zu füllen. Im Brooser Stuhl war bei einem türkischen Plünderungszug Anfang des 15. Jahrhunderts sogar fast die gesamte Bevölkerung auf einen Schlag weggeführt worden, so dass die Orte dort für Jahre wüst blieben. Ähnliches geschah mit der Stadt Mühlbach mehrere Male.

Auf ein territoriales Einverleiben Siebenbürgens verzichteten die Türken. Im Jahr 1529 erreichten die Osmanen Wien und verwüsteten auf ihrem Zug ganz Ungarn. Danach zerfiel das Ungarische Reich in drei Teile. Der Westteil ging an Habsburg. Das restliche Ungarn wurde 150 Jahre von den Türken beherrscht. Siebenbürgen blieb zwar ein selbständiges Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit, war jedoch tributpflichtig. Dessen ungeachtet, verheerten die türkischen Überfälle und Plünderungen bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts regelmäßig das Land.

18.–19. Jahrhundert
Ende des 17. Jahrhunderts gelangte Siebenbürgen unter habsburgische Herrschaft und wurde Kronland.

Etwa ein Jahrhundert später, Ende des 18. Jahrhunderts, erklärte Kaiser Joseph II. im Zuge seiner „Revolution von oben“ alle im Goldenen Freibrief fixierten Rechte für null und nichtig. Die ständische Verfassung der Nationsuniversität und die jahrhundertealte Autonomie des Königsbodens wurden aufgehoben. Kurz vor seinem Tod machte er die Reformen allerdings wieder rückgängig.

1848 griff die Wiener Märzrevolution auf Siebenbürgen über. Die ungarischen Aufständischen besetzten Siebenbürgen und versuchten erneut, die Autonomie der Sachsen abzuschaffen. Mit russischer Hilfe gelang es Österreich 1849, die ungarischen Revolutionäre zu schlagen und Siebenbürgen zurückzuerobern. Die alten Rechte wurden kurzzeitig wiederhergestellt.

Durch den Österreichisch-Ungarischen Ausgleich fiel Siebenbürgen 1867 Ungarn zu, worauf die Nationsuniversität als Selbstverwaltungsorgan endgültig aufgehoben wurde. Der ungarische Staat traf im Folgenden zahlreiche Maßnahmen zur Magyarisierung der verschiedenen Minderheiten im Staatsgebiet. Von all den deutschsprachigen Minderheiten schafften es die Siebenbürger Sachsen durch einen starken sozialen und kulturellen Zusammenhalt, sowie die unabhängige Basis ihrer Bildungseinrichtungen, das Stiftungserbe der Nationsuniversität, diesen Bestrebungen am ehesten zu widerstehen. Als Institution mit dem stärksten integrativen Vermögen stellte sich die evangelische Landeskirche der Siebenbürger Sachsen heraus, welche eng mit dem deutschen Schulwesen verbunden war. Seit 1722 galt eine Allgemeine Schulpflicht für Jungen und Mädchen. Außerdem leisteten auch diverse soziale Verbände wie Schwester-, Bruder- und Nachbarschaften sowie die solide wirtschaftliche Grundlage der Minderheit einen entscheidenden Beitrag, die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen nach außen abzugrenzen und nach innen zu festigen.

20. Jahrhundert
1865 war der Bericht des Engländers Charles Boner erschienen, der Siebenbürgen bereist hatte, und man konnte lesen (in Deutsch 1868): „Allein, wie kommt es, dass diese deutschen Ansiedler, … so dahinschwinden, anstatt das Land mit ihrer Nachkommenschaft zu bevölkern? … Es gibt Dörfer, in welchen die Bevölkerung seit hundert und mehr Jahren stationär geblieben ist. In anderen, die ursprünglich von lauter Deutschen bewohnt waren, … findet man heutzutage kaum noch einen Sachsen; die ganze Einwohnerschaft ist rumänisch. … Dieser Wechsel hat sich seit der Kindheit noch jetzt lebender Leute bis heute vollständig vollzogen. … Selbst von der Kanzel herab wurde das an sich schwierige und heikle Thema sehr eindringlich und mit grosser Beredsamkeit behandelt. … Überall im ganzen Lande werden die Sachsen, welche früher den ersten Rang einnahmen, allmählig in den zweiten zurückgedrängt.“

Zwanzig Jahre später schrieb ein deutscher Reisender über Siebenbürgen: „Die Sachsen beklagen sich oft seufzend, daß ihre Dörfer aussterben, daß ihre Häuser leer stehen und sich Rumänen hineinsetzen. ‚Können wir dafür’, erwidern die Rumänen, haben wir die Sachsen todtgeschlagen, thun wir ihnen ein Leid an? Gewiß nicht, sie selbst sind Schuld, wenn sie verschwinden und keine Nachkommen hinterlassen.’“

1912 hatte sich die Lage schon so verändert, dass vor dem „Verein für Siebenbürgische Landeskunde“ ein Vortrag über „Vernichtung und Verdrängung im Lebenskampf des sächsischen Volkes“ Gehör fand: „Die Wagschale senkt sich immer mehr zu Gunsten der Rumänen. … In politischer Hinsicht braucht nur auf die Möglichkeit des allgemeinen gleichen Wahlrechtes verwiesen zu werden, um die wahrscheinliche Zukunft zu kennzeichnen. … Was wir hier sehen, ist mit der Kraft einer Naturgewalt vor sich gehende Verdrängung.“ 1931 erschien dann von Heinrich Siegmund das Buch Deutschen-Dämmerung in Siebenbürgen. Es hatte zwar keine nennenswerten politischen Auswirkungen, sah aber die kommende Entwicklung voraus.

Großrumänien
Am Ende des Ersten Weltkriegs wurde Siebenbürgen, besonders durch das Engagement der dortigen Rumänen, dem Königreich Rumänien zugeordnet. Die Siebenbürger Sachsen und die anderen Deutschen der Region unterstützten dieses Anliegen, da sie sich von einem neuen Großrumänien eine bessere Minderheitengesetzgebung versprachen. Allerdings führte die Bukarester Regierung bald die aus der ungarischen Epoche bekannte minderheitenfeindliche Politik weiter und verschärfte diese sogar. So wurde die Nationsuniversität 1921 enteignet und schließlich 1937 aufgelöst.

Dennoch hatte die sächsische Bevölkerung, welche sich bereits vor 1918 im Verhältnis zu Ungarn und Rumänen – selbst auf dem Königsboden – in der Minderheit befand, einen letzten demographischen Höhepunkt erreicht. Ende der 1930er Jahre war die Bevölkerungszahl auf beinahe 300.000 Personen angestiegen und hatte damit ihren Stand aus dem späten Mittelalter wieder erreicht. Auch wirtschaftlich befand sich die Gemeinschaft in einer Phase höchster ökonomischer Potenz, die sich durch robustes Wachstum und hohe Innovationskraft auszeichnete.

Durch die damalige demokratische Verfassung des rumänischen Staates war es den Siebenbürger Sachsen auch möglich, sich für ihre Gemeinschaft Gehör und Präsenz zu verschaffen. Dazu gab es eine große Anzahl eigener Organisationen, wie beispielsweise Vereine und Stiftungen sowie unabhängige deutschsprachige Medien. Die Vielfalt letzterer war bemerkenswert – allein 1930 erschienen etwa 60 deutschsprachige Periodika in Siebenbürgen. Dennoch, Marginalisierungstendenzen in der öffentlichen Verwaltung, die sich in den Nachkriegsjahren noch um ein Vielfaches steigern sollten, nahmen in dieser Zeit ihren Anfang.

Zweiter Weltkrieg
In der Zeit des Nationalsozialismus, besonders ab 1943, wurden die Siebenbürger Sachsen, so wie alle anderen Rumäniendeutschen als Volksdeutsche, in die Politik des Deutschen Reiches 1933 bis 1945 eingebunden.

Innerhalb Siebenbürgens kam es 1940 zudem zu einer zunächst dramatisch erscheinenden Umwälzung, die jedoch durch die Folgen des Krieges noch weit übertroffen werden sollte. Nordsiebenbürgen wurde durch den 2. Wiener Schiedsspruch von Mittel- und Südsiebenbürgen getrennt und mit den Szeklergebieten Ungarn zugeschlagen. Das erste Mal in ihrer Geschichte fanden sich die Siebenbürger Sachsen in zwei verschiedenen Staaten wieder.

Nordsiebenbürgen war nun ein Gebiet des Volksbundes der Deutschen in Ungarn. In Südsiebenbürgen wurde die von der deutschen Regierung geführte deutsche Volksgruppe eingerichtet, die sämtliche kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Organisationen nach reichsdeutschem Vorbild gleichschaltete. So diente auch ein Großteil der wehrfähigen Siebenbürger Sachsen bei deutschen Frontverbänden. Dies war eine – offiziell – freiwillige Angelegenheit, der jedoch durch internen Druck der deutschen Volksgruppe sehr viel Wirkung verliehen wurde. Für Nordsiebenbürgen gab es ein spezielles Abkommen zwischen dem ungarischen Staat und der Reichsregierung, das das Einziehen volksdeutscher Rekruten zur deutschen Wehrmacht vorsah.

Der Wechsel Rumäniens auf die Seite der Alliierten am 23. August 1944 wurde von der deutschen Bevölkerung als Zusammenbruch bezeichnet. Die weitreichenden Folgen dieses Geschehens stellten die Existenz der gesamten Volksgruppe in Frage. Es war sozusagen der Anfang vom Ende der in Siebenbürgen ansässigen Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen.

Als die Front nach Nordsiebenbürgen vorrückte, ordnete der deutsche General Artur Phleps die Evakuierung der Deutschen aus dem Nösnerland, dem Reener Ländchen und einiger Dörfer um Zendersch und Rode, in Südsiebenbürgen, an. Da diese Regionen damals noch zu dem mit Deutschland verbündeten Ungarn gehörten, konnten die Zwangsevakuierungen mit militärischem Druck der Wehrmacht durchgesetzt werden. Im rumänischen Teil Siebenbürgens fanden hingegen keinerlei Evakuierungsmaßnahmen statt.

Am 7. September begann die Flucht vor den sowjetischen Truppen. Aus den Städten Bistritz und Sächsisch-Regen wurde die deutsche Bevölkerung mit der Bahn und Lastwagen der Wehrmacht abtransportiert. Ab dem 9. September brachen die Bewohner der deutschen Dörfer in langen Trecks in Richtung Reichsgrenze auf. Die meisten gelangten nach Österreich, einige wenige konnten sich nach Deutschland absetzen und der kleine Rest, dem dies nicht gelang, wurde vom Kriegsgeschehen überrollt und nach Siebenbürgen zurückverfrachtet. Von 298.000 im Jahre 1941 in Siebenbürgen lebenden Deutschen waren schon während des Krieges etwa 50.000 Personen verschwunden.

Nachkriegszeit
Anfang 1945 begann die Verschleppung zur Zwangsarbeit von etwa 30.000 Siebenbürger Sachsen in die Ukrainische SSR (Donezbecken) und andere Gebiete bis zum Ural. „Ausgehoben“ wurden alle nicht eingezogenen Männer zwischen 17 und 45 sowie alle Frauen von 18 bis 35.Die Verluste dabei waren erheblich. Die verbliebenen Deutschen wurden totalenteignet, zeitweise entrechtet (bis 1956, Wahlrecht schon wieder ab 1950) und sahen sich staatlicher Diskriminierung und heftiger Repression ausgesetzt.

Da in ganz Rumänien die privaten Produktionsmittel verstaatlicht wurden (11. Juni 1948), war von dieser Maßnahme auch die deutsche Minderheit betroffen, allerdings schon früher und sehr viel rücksichtsloser und härter als der Rest der Bevölkerung. Ab 1946 wurden der sächsischen Bevölkerung sämtliche landwirtschaftlichen Nutzflächen (Äcker, Wiesen, Weingärten) enteignet und Rumänen übergeben (diese mussten jene Besitztümer jedoch mit dem Aufkommen der Kollektivwirtschaft bis Ende der 1950er Jahre wieder abgeben). Außerdem wurden die Ackergeräte und ein Großteil der Lagerbestände (Getreide, Wein) und des Nutzviehs (Schweine, Rinder etc.) enteignet und an rumänische Kolonisten aus dem Altreich vergeben. Gleiches geschah in den Dörfern mit vielen sächsischen Höfen, in den Städten mit den Häusern und Wohnungen, den Geschäften und Betrieben, samt Interieur. Nach 1956 wurde ein Teil der konfiszierten Häuser der Deutschen, insbesondere in den kleineren Gemeinden, den rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben – im Gegenzug mussten diese dafür jedoch in die Kollektive der nun kommunistisch gelenkten Landwirtschaftsbetriebe eintreten. Der Kirchenbesitz (gemeint sind hier Kirchengrund, Wälder, Immobilien wie z. B. Schulgebäude – ausgenommen waren nur die Kirchengebäude selbst) wurde ebenso verstaatlicht wie die deutschen Schulen, welche zuvor der Evangelischen Kirche A.B. unterstanden hatten. Zudem mussten alle deutschen Tageszeitungen und Wochenblätter eingestellt werden.

Alle Fabriken, Maschinen, Geschäfte, Felder, Wälder, Weinberge, unbebauten Grundstücke, unzählige Immobilien, die Sparvereine und Versicherungen (mit ihren Einlagen), die sich im Besitz der Siebenbürger Sachsen befunden hatten, sowie die zwei großen Kreditinstitute der deutschen Minderheit (Kronstädter Sparkasse und Hermannstädter Sparkassa) verleibte sich der rumänische Staat ein. Auf diese Art und Weise wurden die Siebenbürger Sachsen nicht nur ihres Besitzes und ihres Rechts beraubt, sondern die Lebensgrundlage der Volksgruppe nachhaltig zerstört. Im kulturellen Bereich setzten besonders die Schauprozesse in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre (wie etwa der Kronstädter Schriftstellerprozess und der Schwarze-Kirche-Prozess) die Siebenbürger Sachsen unter Druck. All dies waren auch Gründe für die später oft freiwillige Ausreise.

Ende der 1950er Jahre setzte die Familienzusammenführung mit den schon in Deutschland lebenden Siebenbürger Sachsen ein. Eine nicht endende Auswanderungskette entstand, die sich seit der Mitte der 1970er Jahre zu einer regelrechten Emigrationswelle steigerte. Ab 1969 sorgte ein Abkommen zwischen Rumänien und der Bundesrepublik Deutschland für einen kontinuierlichen Auswanderungsfluss von Personen deutscher Nationalität aus Rumänien. Geplant war, den „Transfer“ der deutschen Bevölkerung 2007 vollständig abgeschlossen zu haben. Für ca. 10.000 DM pro Person kaufte der westdeutsche Staat die Deutschen dem rumänischen Staate ab. Darüber hinaus wurden die Auswanderungswilligen gezwungen, ihr Eigentum (insbesondere Wohnimmobilien und Grundstücke) an den Staat abzugeben und sich somit weit unter dem normal erzielbaren Preis vom kommunistischen Staat mit einer geringen Summe zwangsentschädigen zu lassen. Zudem wurde für das Aufgeben der rumänischen Staatsbürgerschaft ebenfalls Geld verlangt. So verdiente der Staat mehrfach an den Auswanderern.

Daneben führte eine forcierte Ansiedlung von Rumänen aus dem Altreich (Moldau und Walachei) dazu, dass die Siebenbürger Sachsen in ihren angestammten Gebieten zahlenmäßig immer mehr ins Hintertreffen gerieten und zunehmend marginalisiert wurden. Darüber hinaus führte eine latente Diskriminierungshaltung der staatlichen Stellen dazu, dass offizielle Ämter stets mit Rumänen besetzt wurden und deutschsprachige Bewerber deutlich verminderte berufliche Aufstiegsmöglichkeiten besaßen. Explizite Minderheitenrechte gab es keine. Eine Ausnahme bildete das Schulwesen, wo deutschsprachiger Unterricht zwar toleriert, jedoch zunehmend auch dort zurückgedrängt wurde, da sukzessive mehr und mehr Fächer und Prüfungen auf Rumänisch abgehalten werden mussten. All diese Maßnahmen zielten auf eine schleichende Assimilierung der deutschsprachigen Siebenbürger Sachsen hin und waren wohl mit ein Grund für die Auswanderungswelle nach der Grenzöffnung 1989.

Seit 1989
1989 zählte man noch etwa 115.000 Siebenbürger Sachsen in Siebenbürgen. Von diesen verließen binnen zwei Jahren, von 1990 bis 1992, noch einmal mehr als 90.000 das Land. Die Zahl der deutschen Minderheit in Siebenbürgen sank Ende der 1990er Jahre schließlich auf unter 20.000. Wertvolle historische Gebäude/Dörfer verfallen zunehmend. Der Auswanderungsschock legte sich in den Folgejahren erst langsam.

Die Siebenbürger Sachsen und weitere deutschsprachige Gruppen im heutigen Rumänien werden seit der Demokratisierung Rumäniens durch das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) vertreten und haben so erstmals seit der Vorkriegszeit wieder eine politische Interessenvertretung in Rumänien. Weltweit bestehen Interessenvertretungen in Deutschland (Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V.), in Österreich (Bundesverband der Siebenbürger Sachsen in Österreich), in Kanada (Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada) sowie den USA (Alliance of Transylvanian Saxons in the USA), die in einer Föderation der Siebenbürger Sachsen zusammengeschlossen sind.

Bei den Kommunalwahlen 2000, besonders aber bei jenen im Jahr 2004 zeigte sich, dass es den Siebenbürger Sachsen trotz Abwanderung der Mehrheit ihrer Bevölkerung gelungen ist, im Kreis Hermannstadt auf politisch-administrativer Ebene wieder an Bedeutung zu gewinnen und zu einem nicht unwesentlichen Faktor des öffentlichen Lebens zu werden. Neben dem Präsidenten Rumäniens (Klaus Johannis) und dem Bürgermeister von Heltau (Johann Krech) stellt das DFDR auch den Kreisratsvorsitzenden des Kreises Hermannstadt (Martin Bottesch).

Siedlungsgebiet

siehe auch interaktive Karte

Städte/Siedlungen

  • Sieben Stühle
    • Broos
    • Mühlbach
    • Reußmarkt
    • Hermannstadt
    • Leschkirch
    • Großschenk
    • Schäßburg
    • Reps
  • Zwei Stühle
    • Mediasch
    • Schelken
  • Nösnerland
    • Bistritz
  • Burzenland
    • Kronstadt

Einwohnerzahl

1930
300.000

1989
115.000

2007
15.000

Weiter Informationen

Verband der Siebenbürger Sachsen
Verband der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich
Online-Forum für Siebenbürgen
„Der Schutzwall des Abendlandes“

Links/Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Siebenb%C3%BCrger_Sachsen