Gottscheer

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1247 – 1941

Als Gottscheer (Göttscheabar, Mehrzahl Göttscheabarə, slowenisch: Kočevarji) wird die ehemalige deutschsprachige Bevölkerung des Gottscheer Landes (Kočevska) im Herzogtum Krain (heute: Slowenien) bezeichnet, einer deutschen Sprachinsel, deren Zentrum die Stadt Gottschee (slowenisch Kočevje) war.

Das Siedlungsgebiet umfasste eine Fläche von ungefähr 860 km² mit 177 Ortschaften. Die Gottscheer, die teils als Bauern von der Landwirtschaft, teils als umherziehende Krämer in sehr einfachen Verhältnissen lebten, bewahrten ihren altertümlichen oberdeutschen Dialekt, das Gottscheerische, sechs Jahrhunderte lang bis zu ihrer Umsiedlung unter den Nationalsozialisten 1941.

Geschichte

1247 übertrug der Patriarch von Aquileia, Berthold von Andechs, dem Oberkärntner Grafen von Ortenburg das Gebiet von Reifnitz in Unterkrain, wozu auch das Urwaldgebiet der späteren Gottschee zählte, als Lehen. Am 24. Juni 1336 belehnte der Patriarch von Aquileja Bertram seinen Vasallen Otto V. von Ortenburg und dessen Neffen mit den Schlössern Ortenegg, Zobelsberg und Grafenwarth (Kostel) „mit allen Zugehörungen, Gerichtsbarkeiten, Rechten und Nutzungen derselben, wie die Grafen von Ortenburg dieselben von altersher von der Kirche von Aquileja zu Lehen getragen haben.“

In der Zeit von 1330 bis zum Ende des 14. Jahrhunderts wurden im Gebiet der Gottschee durch das Haus Ortenburg deutsche Bauern aus Kärnten und Osttirol angesiedelt. Als erste deutsche Ortschaft wurde Mooswald in einem Brief des Patriarchen Bertram vom 1. September 1339 erwähnt. Mit diesem Schreiben genehmigte der Patriarch dem Grafen Otto V. die Einsetzung eines Kaplans in der neu erbauten Kapelle des hl. Bartholomäus in „villa Mooswald“ als Expositur zur Pfarre Reifnitz. Der Name Mooswald ist Kärntner Herkunft. Am 1. Mai 1363 wurden in Udine in einer Urkunde des Patriarchen Ludwig I. della Torre durch Otto VI., einen Neffen Ottos V., fünf Pfarrstellen genehmigt: „Gotsche, Pölan, Costel, Ossiwniz et Goteniz“ (Gottschee, Pölland, Kostel, Ossilnitz und Göttenitz). Hier heißt es: „Es gelangte zur Kenntnis des Patriarchen Ludwig auf dem Heiligen Sitz zu Aquileja, dass innerhalb der Grenzen der zu unserer aquilejischen Diözese gehörigen Seelsorgestation des hl. Stefan von Reifnitz, und zwar in dessen Seelsorge oder Pfarre, in gewissen Hainen und Wäldern, die unbewohnbar und unbebaut waren, viele menschliche Wohnungen errichtet, diese Haine und Wälder dem Ackerbau zugeführt worden sind und dass eine nicht geringe Menge Volkes darin zu wohnen kam.“ 1377 wurde die Ortschaft Gotschee zum Markt erhoben. 1406 räumte Friedrich III. von Ortenburg den Gottscheer Bauern in einem Waldgesetz das Recht der Herrschaftswaldnutzung ein.

1418/22 gelangte die Gottschee mit dem Erlöschen der Ortenburger an die Grafen von Cilli. Nach der Ermordung des letzten Cilliers Ulrich II. 1456 kam die Gottschee infolge eines Erbvertrags 1457 an die Habsburger.

1469 wurde der Markt Gottschee durch die Türken zerstört, jedoch in den folgenden Jahren wieder aufgebaut und befestigt. 1471 wurde der Markt Gottschee durch Kaiser Friedrich III. zur Stadt erhoben.

Am 23. Oktober 1492 verlieh Kaiser Friedrich III. den Gottscheern und Reifnitzern das Hausierpatent, das bis 1918 Gültigkeit haben sollte. In den folgenden Jahrhunderten lebten Gottscheer vom Handel mit in der Gottschee hergestellten Leintüchern, Holzgeräten und anderen Erzeugnissen.

1507 wurde die Gottschee an den Grafen Jörg von Thurn (Jurij Turn) verpfändet, dessen Pfleger Stersen (Jurij Stržen) sich wegen seiner unnachgiebigen Eintreibung des Zinses verhasst machte. Im März 1515 erhoben sich die Gottscheer Bauern gegen die Grundherren und erschlugen Thurn und Stersen. Der Aufstand, später bekannt als Windischer Bauernkrieg, breitete sich über Krain, Kärnten und Steiermark aus. Im August 1515 wurde der Aufstand niedergeschlagen.

1524 wurde die Gottschee von Hans Ungnad gekauft, doch schon 1547 an die kroatischen Grafen von Blagay verpfändet. Auf diese Zeit gehen die Gottscheer Familiennamen auf „-ić“ bzw. „-itsch“ zurück, so Jaklitsch (Jaklić), Michitsch (Mihić) und Gasparitsch (Gašparić).

1618 kam die Gottschee an den Freiherrn von Khysel und wurde 1622 zur Grafschaft erhoben. 1641 verkaufte sein Adoptivsohn Graf Zwickel genannt Khysel die Grafschaft Gottschee an den Grafen Wolf Engelbrecht von Auersperg. Vor 1677 erhob Fürst Johann Weikhard von Auersperg die Grafschaft zum Fidei-Kommiss. 1791 erhob Kaiser Leopold II. die Gottschee zum Herzogtum und Karl Josef Anton von Auersperg zu ihrem Herzog.

Von 1809 bis 1814 war die Gottschee unter der Herrschaft Napoleons und gehörte als Teil von Krain zu den illyrischen Provinzen. Danach wurde die Herrschaft der Habsburger wiederhergestellt. 1848 erfolgte die Aufhebung der Leibeigenschaft. 1872 wurde das Gymnasium in der Stadt Gottschee gegründet. 1882 erfolgte die Gründung der Fachschule für Holzbearbeitung. 1893 erhielt die Gottschee durch die Errichtung einer Stichbahn von Laibach Anschluss ans Eisenbahnnetz. 1894 ließen die Auersperger im Hornwald ein Sägewerk errichten, das bald darauf 400 Arbeiter beschäftigte. Das Werk erhielt Anschluss an eine Schmalspurbahn, die auch Teile des Hornwaldes mit seinen Waldungen erschloss.

Zwischen 1869 und 1878 erreichte die Zahl der Gottscheer mit etwa 26.000 ihren Höhepunkt. Die Armut trieb sehr viele zur Auswanderung in die USA. Nach 1918 kam im Königreich Jugoslawien der politische Druck gegen die deutsche Minderheit dazu. So betrug die Zahl der Gottscheer Deutschen 1941 nur noch 12.500.

Siedlungsgebiet

Oder siehe interaktive Karte

Städte/Siedlungen

  • Gottschee
  • Ebenthal
  • Göttenitz
  • Lienfeld
  • Fischbach
  • Rosenthal

Einwohnerzahl

1870
23.000

1880
28.000

1941
12.500

2010
< 200

Weitere Informationen

Gottschee.de
Verein der Freunde der im Mittelalter aus Österreich besiedelten Sprachinseln
Schicksal der Gottscheer (PDF)
Gottscheer: Eine Geschichte, viele Identitäten

Links/Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Gottscheer
Gottschee.de