Donauschwaben

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Donauschwaben  ist ein Sammelbegriff für die von Ende des 17. bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die Länder der Ungarischen Stephanskrone ausgewanderten Deutschen, aber auch eine geringe Anzahl von Franzosen, Spaniern und Italienern, deren Siedlungsgebiete längs des Mittellaufs der Donau in der Pannonischen Tiefebene lagen. Die Ansiedlungen beschränkten sich anfänglich auf die Militärgrenze, eine Kette von Militärbezirken entlang der Grenze zum Osmanischen Reich. Diese Militärgrenze blieb bis Ende des 19. Jahrhunderts kaiserliches Kronland, während die restlichen, jedoch größeren donauschwäbischen Siedlungsgebiete der ungarischen Komitatsverwaltung eingegliedert wurden.

Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns als Folge des Ersten Weltkrieges wurden die Siedlungsgebiete der Donauschwaben im ehemals österreich-ungarischen Reich durch die alliierten Mächte dreigeteilt. Ein Teil verblieb bei Ungarn, der zweite Teil wurde Rumänien zugeteilt und der dritte Teil fiel an den neu gegründeten Staat Jugoslawien. Die Donauschwaben hatten um die rechtliche Gleichstellung als Staatsbürger und um die Erhaltung ihrer kulturellen Traditionen zu kämpfen.

Im Zweiten Weltkrieg kämpften Donauschwaben in den ungarischen und rumänischen Armeen auf der Seite des Deutschen Reiches, aber auch in der Wehrmacht und in der Waffen-SS. In Jugoslawien beteiligten sie sich an Besatzungsaufgaben. Donauschwaben nahmen am Partisanenkrieg gegen die jugoslawische Volksbefreiungsarmee in Divisionen der Waffen-SS teil, die für ihre brutalen Repressalien und völkerrechtswidrigen Erschießungen von Zivilisten bekannt wurden. In Jugoslawien wie auch in Rumänien und in Ungarn meldeten sich zunächst Freiwillige zur Waffen-SS, im weiteren Verlauf des Krieges fanden in allen drei Staaten Aushebungen statt.

In der Endphase des Zweiten Weltkrieges flüchteten Zehntausende Donauschwaben meist in den westlichen Teil des Deutschen Reichs. Nach dem Krieg wurden die verbleibenden Donauschwaben entrechtet, enteignet und in vielen Fällen in die Sowjetunion verschleppt. In Ungarn wurde die Hälfte der Ungarndeutschen vertrieben. Nach den Jahren deutscher Besatzungsherrschaft entluden sich in Jugoslawien die aufgestauten Vergeltungsbedürfnisse, wonach die „Volksdeutschen“ kollektiv als Kriegsverbrecher galten. Hier kam es zunächst zu Misshandlungen und Massenhinrichtungen von Jugoslawiendeutschen durch Partisanen, später zu Einweisungen in Zentralarbeitslager und Internierungslager durch jugoslawische Behörden. In den Jahren nach der Auflösung der Lager verließ der überwiegende Teil der Jugoslawiendeutschen das Land. Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts lösten sich viele der noch bestehenden deutschen Siedlungen, besonders die der Rumäniendeutschen, durch große Auswanderungswellen vorwiegend nach Deutschland und Österreich weitgehend auf.

Geschichte

Neun Jahre nach der Schlacht am Kahlenberg bei Wien 1683, fünf Jahre nach der Zweiten Schlacht bei Mohács 1687 und drei Jahre nach der Rückeroberung Ofens (heute Buda, Teil von Budapest) 1689 erschien das erste Kaiserliche Impopulationspatent „[…] zur besseren Auffhelfung, wieder Erhebung und Bevölkerung derselben“. In mehreren kleineren und drei großen Schwabenzügen fand die planmäßige Wiederbesiedlung der nach den Türkenkriegen größtenteils entvölkerten pannonischen Tiefebene statt. Die österreichische Ansiedelungspolitik (Politik von Prinz Eugen von Savoyen, Karl VI. und Claudius Florimund Mercy, Kolonisierungs-Patent von Kaiserin Maria Theresia, das Ansiedlungspatent von Kaiser Joseph II., und die Politik des letzten römisch-deutschen Kaisers Franz II. (später als Franz I., Kaiser von Österreich)) begünstigte die Ansiedlung von Steuerzahlern.

  • Die vordergründigen Bedingungen für die Ansiedlung waren:
  • Anerkennung des Kaisers aus dem Hause Habsburg als Oberhaupt
  • katholischer Glaube (mit dem 1781 von Joseph II. erlassenen Toleranzpatent wurde diese Bedingung aufgehoben)
  • Verpflichtung zur Verteidigung der Militärgrenze

Innerhalb des Auswanderungsraumes ragten Lothringen, Elsass, die Pfalz, Rhein- und Mainfranken besonders hervor. Die anderen Gebiete, aus denen die Auswanderer kamen, waren Schwaben, Franken, Bayern, Hessen, Böhmen, Innerösterreich, Österreichische Niederlande (heute: Luxemburg, Belgien), aber auch Fremdsprachige aus Italien, Frankreich, Ungarn, Kroatien, Rumänien, Spanien und der Ukraine siedelten in die Tiefebene. Im gesamten mittleren Donauraum wurden die deutschen Siedler von ihren magyarischen, südslawischen und rumänischen Nachbarn, wie auch von bulgarischen, slowakischen und tschechischen Zuwanderern Schwaben genannt, obwohl diese Bezeichnung nur für einen kleinen Teil der Ansiedler zutraf. In Teilen Ex-Jugoslawiens findet noch heute zur umgangssprachlichen Bezeichnung von Deutschen der inoffizielle Begriff Schwabo Anwendung.

Als widerlegt darf die vor allem unter nationalistischen Serben und den kommunistischen Partisanen verbreitete These betrachtet werden, in der die Ansiedlung der Donauschwaben eine „Germanisierung des Raumes“ zum Ziel hatte. Vielmehr wurden sie als Pioniere des Merkantilismus angesiedelt, wobei ihre Ethnizität nebensächlich war, mehr zählten ihre wirtschaftlichen Fertigkeiten, Kenntnisse und ihre Bereitschaft zum Kriegsdienst.

In Süddeutschland, Elsass-Lothringen, und in Südserbien wurden Bauern und Handwerker aus unterschiedlichen Gründen frei. Ziel der Habsburger war die Wiederbelebung des Wirtschaftslebens in der damals wirtschaftlich brachliegenden Vojvodina. Die Batschka und das Banat, hier in erster Linie die Militärgrenze, waren die bevorzugten Siedlungsgebiete der von der Hofkammer geregelten Ansiedlung. Diese Zielregionen waren wohl dünn besiedelt, jedoch nicht menschenleer. Die ersten Siedler waren etwa 60–70.000 Serben (etwa 37.000 Familien), die 1690 während des Großen Türkenkrieges unter Führung des Patriarchen von Peć, Arsenije III. Crnojević, auf Einladung Leopolds I. aus türkisch-besetzten Gebieten angesiedelt wurden. Hier wurden ihnen konfessionelle und nationale Freiheiten in eigens dazu ausgegebenen Privilegien garantiert.

Neben der Ansiedlung auf staatlichen Kameralgütern fand auch eine Ansiedlung auf privatem Grundbesitz statt. Die Ansiedlung verschiedener Bevölkerungsgruppen war der gezielte Versuch der kaiserlichen Behörden, ihre jeweiligen Fähigkeiten für den Wiederaufbau der verödeten und entvölkerten Landschaft zu nutzen. Sie setzten damit bewusst auf die ethnische Vielfalt der Siedler um sich ihre unterschiedlichen kulturellen Traditionen bei der Erschließung der Landschaft zunutze zu machen. Das bereits angespannte Verhältnis zwischen Serben und Walachen auf der einen Seite und den Kolonisten auf der anderen Seite wurde durch den generellen Widerspruch zwischen einer Weide- und Viehwirtschaft und dem Ackerbau in allen Ansiedlungsformen noch verstärkt. Die mit dem Zusammenleben verbundene gegenseitige Übernahme von materiellen ethnischen Merkmalen und Bräuchen fand ihre Ergänzung im Wunsch nach stärkerer Abgrenzung von fremden Ethnien. Die Verschiedenheit der Siedler wurde unter anderem auch durch deren unterschiedliche Konfessionen und Vermögensverhältnisse verstärkt. Allerdings ging die Abgrenzung von den walachischen und serbischen Nachbarn mit einer Nivellierung der Unterschiede innerhalb des deutschsprachigen Teils der Siedler einher, und sie entwickelten eigene ethnische Merkmale.

Die Hoffnungen der Siedler wurden in der ersten Zeit nach ihrer Ankunft im Banat bitter enttäuscht. Das ungewohnte Klima mit heißen Sommern und kalten Wintern und das mit den jahreszeitlich bedingten Überschwemmungen in den Niederungen auftretende Sumpffieber machten den Kolonisten zu schaffen. Aufgrund der Verschuldung des Kaiserreichs wurden ab 1778 Kameralgüter an private Grundherren verkauft, wodurch die auf diesen Gütern siedelnden Kolonisten in ein unmittelbares Abhängigkeitsverhältnis zu ihren Grundherren gerieten. Der von Vertretern der Donauschwaben hoch gehaltene und weit verbreitete Mythos „creatio ex nihilo“ (deutsch Aufbauleistung aus dem Nichts) scheint trotz der extremen Anfangsschwierigkeiten etwas einseitig ausgerichtet, da die slawischen Nachbarn nicht weniger Widrigkeiten zu überwinden hatten.

Josephs II. Versuch, die deutsche Sprache zur Amtssprache zu machen, war der Anfang einer nicht mehr endenden Auseinandersetzung um die Bedeutung der verschiedenen Sprachen im Kaiserreich. Für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen war der Kampf um die eigene Sprache zu einem Symbol für den Kampf um ihre Eigenständigkeit geworden. Zwischen 1867 und 1918, nach der Umwandlung des Kaisertums Österreich zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, so wie in der Zeit zwischen 1941 und 1944 während der Besetzung der Batschka, sollten die ansässigen Deutschen, Slawen, und andere nicht-ungarische Minderheiten gleichermaßen magyarisiert werden.

Nachdem die Schwierigkeiten der ersten Kolonisationszeit überwunden worden waren, hatte sich die Mehrheit der donauschwäbischen Siedlungen auf dem Land erfolgreich entwickelt. Das bei den Donauschwaben verbreitete Prinzip, nur den erstgeborenen Sohn erben zu lassen, verhinderte eine wie bei den anderen Ethnien übliche Aufteilung ihrer Bauernhöfe in kleinere Parzellen. Die moderneren Methoden der Donauschwaben, wie beispielsweise der intensive Ackerbau und die Tierhaltung, wirkten sich auf Dauer produktiv auf die Entwicklung ihrer Landwirtschaft aus, besonders in der Zeit der Auflösung der Grundherrschaft im 19. Jahrhundert und der damit verbundenen Kapitalisierung der Landwirtschaft. Diese wirkte sich besonders für die besser entwickelteren Bauernhöfe günstig aus. In der Folge kam es sowohl zu einer Vergrößerung des Landbesitzes donauschwäbischer Bauern in den von ihnen mehrheitlich bewohnten Ortschaften als auch zu Landkäufen in Gemeinden, die hauptsächlich von den anderen Ethnien bewohnt wurden. So erreichte die Mehrheit der Donauschwaben auf dem Land einen Wohlstand, der mit der Zeit deutlich über dem der benachbarten ethnischen Gruppen lag.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts kam es bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wegen der zunehmenden Bodenknappheit und der damit verbundenen Armut von Teilen der Landbevölkerung zu einer vermehrten Auswanderung vor allem in die Vereinigten Staaten von Amerika, an der auch viele Donauschwaben teilnahmen. Aufgrund ihrer besseren wirtschaftlichen Situation nahmen die Donauschwaben insgesamt weniger als andere ethnische Bevölkerungsgruppen an der Emigration teil. Es gab allerdings regionale und soziale Schwerpunkte, so war die donauschwäbische Bevölkerung in der Batschka und dem Banat überproportional an der Auswanderung beteiligt und stellte dort über die Hälfte aller Auswanderer. Gleichzeitig gab es aber auch Rückwanderungen von oftmals im Ausland zu Wohlstand gekommenen ehemaligen Auswanderern. Auch hier waren die Donauschwaben aus der Batschka und dem Banat überproportional vertreten, was sich in einer weiteren wirtschaftlichen Stärkung von Teilen der donauschwäbischen Bevölkerungsgruppe auswirkte.

Der donauschwäbische Siedlungsraum unterteilte sich in:

  • das Siedlungsgebiet im südöstlichen Ungarischen Mittelgebirge zwischen Raab, Donauknie und Plattensee, mit dem Zentrum Budapest mit Ausnahme Ost-Burgenlands;
  • die Schwäbische Türkei (Baranja) südöstlich des Plattensees zwischen Donau und Drau mit dem Zentrum Pécs (Fünfkirchen);
  • Slawonien und Syrmien zwischen Save und Donau, mit dem Zentralort Osijek (Esseg);
  • die Batschka zwischen Donau und Theiß, mit dem Mittelpunkt in Novi Sad (Neusatz);
  • das Banat zwischen Marosch, Theiß, Donau und den Ausläufern der Südkarpaten mit dem Zentrum in Timișoara (Temeswar);
  • Sathmar in der nordöstlichen Großen Ungarischen Tiefebene, mit dem Mittelpunkt Großkarol (siehe Sathmarer Schwaben)

Diese Gebiete gehörten zur Österreich-Ungarischen Monarchie. Nach dem Trianoner Friedensvertrag (1920) kamen

  • das Banat teils zu Rumänien, teils zur Vojvodina (Serbien), daher auch die Benennung rumänisches oder serbisches Banat; ein kleiner Teil blieb in Ungarn
  • die Batschka zu Jugoslawien (heute Serbien), ein Teil blieb in Ungarn;
  • Syrmien zu Jugoslawien (heute Kroatien und Serbien);
  • Sathmar zu Rumänien;
  • Das Ofener Bergland bei Budapest und die Schwäbische Türkei liegen noch heute in Ungarn.

Da die Entwicklung in den Ländern, in denen die deutschen Siedlungsgebiete in Südosteuropa nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie und nach dem Friedensvertrag von Trianon aufgingen, unterschiedlich war, kann man die Donauschwaben nur bedingt als einheitliche Volksgruppe betrachten.

Siedlungsgebiet

Städte/Siedlungen

  • Temeswar
  • Weißkirchen
  • Ofen
  • Pest
  • Fünfkirchen
  • Neusatz

Einwohnerzahl

1940
1.500.000

1990
350.000

Weiter Informationen

Donauschwäbische Arbeitsgemeinschaft in Österreich
Donauschwaben.net

Links/Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Donauschwaben
http://www.dzm-museum.de/projekte/kleine-geschichte-der-donauschwaben/